Galapagos- Las Islas Encantadas
Silke | 14. Juli 2011 | 16:55“Die verzauberten Inseln” , wie dieses Archipel aus vierzehn Größeren und unzähligen kleineren Inseln auch gerne genannt wird, war schon seit
langer Zeit ein “Wunschtraum” von mir. Einmal die riesigen Galapagosschildkröten in Natura sehen, den mächtigen eleganten Albatross während seines Balztanzes beobachten und dem tolpatschig wirkenden Blaufußtölpel mit seinen wie künstlich eingefärbt wirkenden Flossenfüßen begegnen. Dazu großäugige Seelöwen mit ihren Jungen, prähistorisch anmutende Land- und Meeresleguane sowie Greifvögel hautnah und ohne den Fluchtinstinkt, der Wildtieren bei uns normalerweise zu eigen ist. Deshalb buchten wir von Quito aus bei der Reiseagentur `Tierra de Fuego´ eine 8-Tages-Kreuzfahrt, die uns zwar ein ordentliches Loch in die Reisekasse riss, aber uns dafür eine Woche lang Zeit gab, einen Eindruck von dieser beeindruckenden Flora und Fauna der Inseln zu gewinnen. Eine Maschine der Tamé brachte uns dann am Donnerstag nach Baltra, der `Flughafeninsel´ von Galapagos, von welcher aus wir nach zwei Bus- und einer kurzen Bootsfahrt nach Puerto Ayora auf der Hauptinsel Santa Cruz gelangten und von dort aus auf unsere Yacht, die “Guantanamera” übergesetzt wurden, die im Hafen vor Anker lag. Dort begann mit einem schnellen Mittagessen und dem Bezug der winzigen Bordkabinen mit Bunkbeds unser Galapagos-Abenteuer…
TAG 1: Santa Cruz- Insel der Riesen-Schildkröten
Zu ihrem “Pech” muss man wahrscheinlich sagen, können die massigen Landschildkröten ein gutes Jahr überleben, ohne fressen oder saufen zu müssen. Sie haben die Fähigkeit, körpereigenes Fett in Wasser umwandeln und so eine unglaublich lange Zeit ohne Nahrung überbrücken zu können. Das machte die gepanzerten Riesen attraktiv für die Verpflegung an Bord von Segelschiffen in vorhergehenden Jahrhunderten. Die Tiere wurden zu Tausenden auf den Inseln gefangen und lebend mit an Bord genommen. So gab es keine Probleme mit der Kühlung geschlachteten Fleisches, es wurde einfach lebend mitgenommen. So kam es, dass ganze Unterarten auf den Inseln komplett ausgelöscht wurden. Von den ehemals 14 Arten, leben noch Vertreter von 11 Arten, z.T. jedoch nur noch einzelne Exemplare. Über 200 Jahre alt können die einzelgängerischen Reptilien werden, die nur zur Fortpflanzung an bestimmten Plätzen zusammenkommen, um sich zu paaren. In der restlichen Zeit des Jahres wandern die Panzerechsen durch das vulkanische Inland der Inseln und verbringen ihre Zeit mit dem Futtern von Elefantengras. Diese großwachsende Grasart, die ursprünglich zur Ernährung der Rinder der ersten Siedler mit auf die Inseln gebracht wurde, wächst mittlerweile fast überall. Doch nicht nur Gras wurde von den Siedlern mit auf die Inseln gebracht. Mit ihnen kamen Ratten, Hunde, Ziegen, Esel und einige Spezies mehr, welche zum Teil verwilderten und den friedlichen Giganten zum Verhängnis wurden: die empfindlichen Gelege wurden zerstört, die Brut gefressen. Dramatisch für eine Tierart, deren Vertreter erst mit 30 Jahren geschlechtsreif werden.
Als wir mit dem Bus das Gebiet erreichen, wo sich ein Teil der Schildkröten gerade aufhalten soll, ist die Spannung groß. Plötzlich sind im Gras massige Panzer auszumachen, der Wagen hält und wir strömen samt Kameras und 14 Mitreisenden aus dem Vehikel. Zwei männliche Exemplare ziehen durchs Gras-anscheinend sind sie sich nicht allzu wohlgesonnen. In auf schildkrötenart langsamer Art und Weise, jedoch unmissverständlich bezeugten die beiden sich das gegenseitige Missfallen mit Fauchen und Zeitlupen-Verfolgungsjagd. So langsam jedoch sind die Tiere gar nicht- sie können täglich zwischen fünf und acht Kilometer bei der Futtersuche zurücklegen. Nachdem die beiden Herren im Unterholz verschwunden sind, geht die Fahrt noch ein Stückchen weiter. Ich kämpfe inzwischen noch mit meiner Kameratechnik. Gegenlichtaufnahmen sind nicht so einfach und die Viecher bewegen sich ja auch noch. Beim nächsten Halt ist das einfacher. In unmittelbarer Nähe zieht ein großes Exemplar durch die Grashalme. Wir können sie, kaum einen Meter entfernt, beobachten. Unwillkürlich wundern wir uns als Galapagos-Neulinge. Ein Tier, welches Menschen so ungerührt herankommen lässt und keinen Fluchtinstinkt zeigt, wirkt beinahe unwirklich. Dieses Gefühl stellt sich auch in den folgenden Tagen immer wieder ein, bis wir uns daran gewöhnen, das hier auf den Inseln nicht das Tier flüchtet, sondern der Mensch um dieses herumzirkelt oder um ein Gelege läuft.
Nachdem die Tiere weitergezogen sind, haben wir noch die Gelegenheit einen Lavatunnel zu begehen. Dazu muss man wissen, das ganz Galapagos vulkanisch ist. Die Inseln bewegen sich auf der Erdkruste über einem hochaktiven Hotspot. Aus der vulkanischen Aktivität sind seid Jahrmillionen Inseln geboren und wieder gestorben- immer dann, wenn die Inseln durch die tektonischen Bewegungen zu weit aus dem Gebiet des Hotspots herausgewandert war, für unsere Wahrnehmung im Zeitlupentempo, evolutionsbiologisch gesehen ein “Wimpernschlag”, und der Vulkan somit von der unterseeischen Quelle abgeschnitten war, brachen die Magmakammern ein, die Caldera versank nach innen und die Insel wurde langsam wieder vom Meer verschluckt. So liegen die ältesten Galapagosinseln heute im Südosten (Espanola), die “jüngsten” mit der immer noch aktivsten vulkanischen Tätigkeit im Südwesten (Fernandina). Alle Galapagosinseln sind also ozeanisch, nicht durch die Abspaltung von Erdteilen, sondern durch fortwährende Vulkanausbrüche und die Aufwerfung von Gesteinsmaterial entstanden. Somit erklärt sich auch, warum manche Inseln aus der Luft wie ein Halbmond aussehen. Es ist nur noch die Caldera des ehemaligen Vulkans über dem Meeresspiegel erhaben (z.B. Genovesa). Der Lavatunnel ist einen guten Kilometer lang und zieht sich quer über das Gebiet einer Farm bis zum Fuße eines heute grasüberwachsenen Vulkans- Er ist längst nicht mehr aktiv. Aber darin herumzuwandern und zu wissen, dass durch diesen Gang einmal unwahrscheinlich heiße Massen flüssigen Gesteins geschossen sind, beeindruckt doch. Noch heute sieht man Fließspuren in der erkalteten Masse und Verwerfungen, wo das Gestein unterschiedlich schnell erstarrt ist. Stalagmiten und Stalaktiten wachsen sich im Zeitlupentempo entgegen und an der Decke glitzern Kondenstropfen und reflektierende Silikate im Licht der Stirnlampen. Die Luft ist feucht und klamm und die Füße müssen vorsichtig auf den unebenen Boden gesetzt werden. Wieder am Tageslicht angekommen, können wir noch den leeren Panzer einer Schildkröte begutachten und im Anschluß daran geht es wieder nach Puerto Ayora. Die Guantanamera legt um halb neun abends ab und fährt während der Nacht unser nächstes Ziel an: Rábida Island.
TAG 2: Rábida- roter Sand und zahme Tiere
Als wir am nächsten Morgen aus dem Kabinenfenster blicken, leuchtet uns schon der rote Sand der kleinen Insel Rábida entgegen. Dieser erhält seine rote Farbe durch seinen hohen Eisenanteil. Das vulkanische Material verändert mit der Zeit seine Beschaffenheit: zunächst schwarz, färbt sich das Geröll mit der Zeit braun, lagert erdbestandteile an und wird mit vermehrtem Abbau schließlich rot. So erklärt es Johan, der Nationalpark-Guide, der unsere Gruppe begleitet und ohne welchen man als Tourist auf Galapagos kaum einen Schritt tun darf, um das empfindliche Ökosystem zu erhalten. So ist auch das Iternary der Schiffe eng vorgeplant, um möglichst immer nur eine Touristengruppe zur Zeit an den Besucherstandorten zu haben und das für eine genau festgelegte Zeit. Das kann mitunter auch stressig werden, teilweise wünsche ich mir mehr Zeit zum Gucken, hinsetzen und nur schauen- aber die Gruppe muss weitgehend zusammenbleiben. Für uns, die wir noch nie eine Gruppenreise gemacht haben, gewöhnungsbedürftig. Aber hier geht es kaum anders. Zu viel wurde schon zerstört, bevor der Nationalparkt die Auflagen für den Besuch der Inseln verschärft hat. Vor einigen Jahren drohte sogar die Aberkennung als UNESCO Weltnaturerbe. Mit den Dinghis, den Beibooten, setzen wir von der Yacht zur Insel über und erreichen diese mit einem “Wetlanding”- also mit einem kurzen Weg durchs flache Wasser. Der Strand ist schon bevölkert. Eine Gruppe Seelöwen aalt sich in der Sonne und lässt sich durchwärmen, bevor es wieder zur Jagd ins Wasser geht. Dieses ist erstaunlich kalt. Durch den Zusammenfluß von Humboldtstrom, der kaltes Wasser mit zu den Inseln bringt, Äquatorialem Tiefenstrom und Panamastrom können hier viele Tiere leben, die die sonst nördlichere oder südlichere kalte Gewässer bevorzugen würden wie Delfine, Wale und Pinguine. Ausserdem bringen die kalten Ströme nährstoffreiches Wasser mit sich, welche das artenreiche maritime Leben an den Küsten von Galapagos überhaupt erst ermöglichen. Dementsprechend gefürchtet sind die sogenannten “El Nino”-Jahre, in denen das kalte Wasser bereits vor den Küsten Perus abgedrängt wird und somit den Galapagostieren die Nahrungsgrundlage nimmt. Im Jahr 1998 sind hierbei weite Strecken der Korallenriffe zerstört worden, weshalb wir beim schnorcheln leider fast nur blanken Fels und Algen zu Gesicht bekommen.
Wie gestern schon die Schildkröten lassen sich auch die Seelöwen kaum von uns stören. Einer robbt sogar auf mich zu, als ich vor ihm im Sand knie, um seinen Kopf in den Schatten meines Körpers zu legen. Auf dem weiteren Rundgang erleben wir noch weitere kleine “Wunder”. Am Strand verstreut liegen die ausgebleichten Skelette riesiger Seesterne und Seeigel. Fast handzahme Mockingbirds kommen uns fast auf die Schulter gesprungen, so neugierig sind sie. Lavaeidechsen wuseln im Schatten der niedrigen Salzbüsche herum und auf den hervorstehenden steilen Klippen der Insel ordnen rastende Pelikane sorgfältig ihr Gefieder. Auf einmal landet sogar ein Galapagos-Hawk in unserer Nähe am Spülsaum und blickt sich aufmerksam um. Was für ein erstaunliches Verhalten- gerade Greifvögel kann man sonst fast nur mit dem Fernglas beobachten und nun sitzt einer ungerührt in fünf Metern Entfernung vor uns am Strand. Viel zu schnell vergeht die Zeit auf Rábida und bevor der Rundgang beendet ist, bleibt gerade noch Zeit einige Bilder von den schwarzen Minidrachen zu machen, die ebenfalls darauf aus sind, in der Sonne ihre Leiber wieder “auf Betriebstemperatur” zu bringen: Marine Iguanas, Meeresleguane. Übrigens die einzige Echse die schwimmt und sich unter Wasser ernährt. Rein vegetarisch, indem sie die Algen von den Steinen abgrast, welches gerade den jüngeren und leichteren Tieren nur bei Niedrigwassermöglich ist, da sie nicht kräftig genug sind, bei Seegang in den Shorebereich der Inseln zu schwimmen und weggetragen werden. Schwimmen tut das lavaschwarze Reptil dabei nur mit den schlangenartigen Bewegungen von Schwanz und Körper-Schwimmflossen hat es keine. Dabei hat es zur Futteraufnahme nur begrenzt Zeit- ist die Körpertemperatur zu weit abgesunken, muss es das Wasser verlassen und sich in der Sonner wieder aufwärmen. Das mit der Nahrung aufgenommene überschüssige Salz können die Tiere über eine Spezielle Drüse in der Nase wieder abgeben, was bei der Beobachtung so aussieht, als wenn diese niesen würden und dabei das Salzwasser herausblasen. Viel zu schnell vergeht die Zeit auf der Insel, und wir müssen zurück zu den Beibooten. Dort gibt es einen Snack und wir setzen den Cruise fort zur kleinen Insel Bartolomé im äußersten Norden des Archipels.
TAG 2: Bartolomé
Bartolomé ist nicht unbedingt wegen seiner Tierwelt häufig besucht, sondern für sein Landschaftsspektakel. Besonders gut zu beobachten sind hier die vielen verschiedenen Formen von Lava, die in ihrer erstarrten Form erstaunliche Diversität besitzt. Kleine Canyons, bizarre Felsen, flussartige Fließspuren, flache Schuppen, komplett erhaltene Kraterwände- alles auf einer Insel auf engstem Raum. Bewachsen wird diese karge Landschaft von widerstandsfähigen Pionierpflanzen wie dem Lavakaktus. In den Bereichen, wo sich durch Winderosion schon eine dünne Humusschicht bilden, konnte findet man auch die silbrig glänzenden Salzbüsche vor, die in der Abendsonne ein faszinierendes Farbspiel bieten. Ein Holzplankenpfad führt uns quer über die Insel, so dass wir alle Zonen nach und nach überblicken können. Das berühmteste Panorama bietet dabei von einem erhöhten Standpunkt aus der Blick über die Insel mit der Bucht, in welcher der `Pinnacle Rock´ hervorragt-warum dieser so heißt, erschließt sich einfach. Seine extraordinäre Form sieht vor allem von oben spektakulär aus, während man beim nahen vorbeifahren mit dem Dinghy herumfaulende Seelöwen und vereinzelt sogar Galapagospinguine sehen kann. Diese bieten in diesen Breiten natürlich einen erstaunlichen Anblick, verbindet man die Tiere ja schon eher mit den extremen südlichen Graden.
TAG 3 Genovesa
Genovesa lässt das Herz jedes Hobby-Ornis höher schlagen: hier werden Vögel nicht mit Spektiv oder Fernglas gesucht, sondern es muss aufgepasst werden, nicht auf Selbige drauf zu treten. Genovesa besteht im Wesentlichen aus Steilklippen mit etwas Inland, geformt in einem riesigen Halbrund. Auch hier handelt es sich um einen ehemaligen Vulkan, von welchem nach dem Erlöschen mittlerweile nur noch die Caldera vorhanden ist. Nach einer Seite hin offen formt diese Kraterinsel also eine riesige Lagune, in welcher die Strömung erstaunlicherweise so stark war, dass die Schiffe bei geworfenem Anker alle quer zur Welle standen. Die zwei Besucherstandorte, die wir während der Landgänge auf Genovesa begingen, waren ein echtes Vogelspektakel. Besonders beeindruckend war nicht nur, wie nah man an die brütenden und hudernden Tiere herankam, sondern auch die seltene Gelegenheit, ein ganz frisch geschlüpftes Maskentölpeljunges bei der Fütterung vor die Linse zu bekommen. Aber auch die tagaktive Sumpfohreule, die punkigen Prachtfregattvogeljungen oder die flauschigen Rotfusstölpel-Kinder standen dem kaum nach. Da konnte eigentlich nur noch das Seelöwenbaby (klar, Kindchenschema…) gegenanstinken. Zufrieden schmatzend lag es an den Zitzen seiner Mutter, die sich genüßlich im Sand ausstreckte und wartete, bis Junior seinen Barbesuch zufrieden beendete. Aber auch die Unterwasserwelt hatte einiges zu bieten. Zwar waren die täglich ein bis zwei Schorchel-Tauch-Gänge von unterschiedlicher Qualität und das Wasser so kalt, das wir uns nach einer halben Stunde trotz langem Wetsuit mit Merinooberteil drunter den A*** abgefroren hatten, heute jedoch verspra ch uns der Guide einen Spot, wo es aller Wahrscheinlichkeit nach möglich sein sollte, Hammerhaie zu sehen. Ich schwamm gerade relativ weit vorne in der Gruppe, und so gehörte ich tatsächlich zu den Glücklichen, die einen zu Gesicht bekamen. Schon fette Teile, die Dinger. Ansonsten gab es noch ein zwei versprengte Meeresschildkröten und natürlich Fische-dazu jedoch später mehr. Insgesamt ist die Unterwasserlandschaft hier jedoch recht karg- die Korallenriffe wurden wohl durch El Nino 1998 weitgehend zerstört, wie die Spülsaumzusammensetzung bezeugt, und werden wohl einige Jahrzehnte zur Regeneration benötigen. Trotzdem gab es das ein oder ander “OH” und “Ah”, wenn auch ich natürlich vom Tauchen in Thailand etwas verwöhnt war.
4. TAG North Seymour:
Immer wieder begleiteten uns auf der Fahrt die schwarzen Luftpiraten: Fregattvögel. Elegante Flieger mit schmalen Schwingen und tief gegabeltem Schwanz und natürlich, in der Balzzeit bei den männlichen Exemplaren dem weithin sichtbaren rotleuchtenden Luftsack vor der Kehle- wie man damit auch noch fliegen kann, sei mal dahingestellt. Das mit der Piraterie nehmen die Vögel im Übrigen ziemlich ernst-es ist ihre Art und Weise, an Futter zu gelangen. Da sie selbst kein wasserabweisendes Gefieder besitzen und deshalb nicht tauchen können (was für einen Seevogel natürlich ganz schön unpraktisch ist), haben sie sich darauf verlegt, den jagenden Arten wie Sturmschwalben und Tropikvögeln ihre Beute streitig zu machen. Dazu werden diejenigen Tiere, die erfolgreich getaucht sind, einfach so lange gepiesackt und attackiert, bis sie ihre Beute entweder fallen lassen oder wieder hervorwürgen. Zumindest balzen tut das Fregattvogelmännchen noch selber- und das sogar ziemlich spektakulär mit weitausgebreiteten Schwingen und aufgeblasenem Luftsack macht es auf sich aufmerksam, bis sich eine Dame zu ihm herablässt. Dieses Schauspiel konnten wir am Santa Cruz Batch beobachten, wo auch eine Gruppe auf Fotosafari gerade auf Bilderjagt war. Was die Jungs da herumstehen hatten an Kameraequipment hätte locker ´nen Jahresgehalt von mir abgedeckt. Aber auch mit meiner kleinen tiny Spiegelreflex ist das ein oder andere nette Foto gelungen. Das zweite Varieté in Sachen Balzverhalten boten auf North Seymour die Blaufusstölpel. Nur für sich alleine sind diese Tiere schon echt lustig- leuchten die Schwimmfüße doch in einem solch auffälligen Blau, wie man es in der Tierwelt nur selten sieht. Der Typische Balztanz, den diese Vögel veranstalten, war jedoch ein absolutes Highlight. Zunächst wackelt das Männchen vor dem Weibchen hin und her, hebt abwechselnd seine blauen Flossen hoch, dreht sich etwas hin und her… Wenn die Dame dann Interesse zeigt, ist Show-Time. Der Tölpel setzt zum sogenannten Skypointing an: Hals recken, Schnabel und Schwanz hochstellen, Schwingen ausbreiten und dabei ein langgezogenes, bittendes Pfeifen hören lassen. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn´s Geschenke gibt. Und das darf nicht irgendwas sein, denn die Damen sind wählerisch. Da muss es schon ein besonders schickes Steinchen oder ein grandioses Stöckchen sein, was der Herzdame vor die Füße gelegt wird. Naja, und nach den “Ringen” kommt auch bei den Vögeln das v***.
Nachdem am heutigen Tag der erste Landgang schon um sechs Uhr morgens war, hieß es für Stephan und mich nur noch Sachen packen und umziehen. Von der` Guantanamera´ wechselten wir für die zweite Hälfte des Cruises auf die `Yolita II´. Da dies von der Agentur aus bedingt war, wegen einer großen dänischen Gruppe auf unserem Ursprungsboot, kamen wir in den Genuß eines Upgrades: von Tourist Superior auf First Class. Auf den ersten Blick war das auch nicht schlecht. Viel größere Kabinen mit zwei Einzelbetten, nettes Bad und ein größeres Boot, welches ergo auch stabiler im Wasser lag. Das änderte zwar nichts daran, das, vor allem Stephan, die ganze herumfahrerei nachts auf den Magen schlug (trotz großzügigen Verzehrs von Reisetabletten) und wir irgendwann einfach die Nase voll hatten von der liegenden Untätigkeit, zu der man folglich gezwungen war (denn die Boote legten in der Regel abends schon um sieben ab und fuhren die Nacht durch zum nächsten Spot), den Lesen oder schreiben oder Film gucken ging bei dem heftigen Geschaukel gar nicht (die Grundhaltung war also mit ausgebreiteten Beinen und Armen möglichst stabil liegend auf der Koje). Auch das Essen unterlag dem Upgrade. Leider, zumindest nicht in unserem Sinne, denn das großzügige Buffet auf der Guantanamera gewohnt, bekamen wir lange Gesichter, als es auf der Yolita Tellerportionen gab. Zwar edel mit Schäumchen an Schenkelchen, aber die Portionen waren mehr als übersichtlich. Und nach den Land oder Tauchgängen war immer Hunger angesagt. Da profitierte ich schon fast von Stephans gefordertem Magen und drückte immer die Hälfte von ihm auch mit weg- sonst wär ich glaub ich echt first class verhungert.
Am Santa Cruz Batch, die Mitreisenden waren nun hauptsächlich Kanadier und Schweizer und eine Hawaianerin, besuchten wir dann eine Lagune, in welcher ein paar Flamingos herumstolzierten und das Brackwasser nach Krill durchfurchten. Außerdem waren hier größere Anzahlen der schwarzen Minidrachen, der Meeresleguane, zu sehen, die sich am Strand aufwärmten. Und dann natürlich die farbenfrohen Klippenkrabben, die sich in den kleinen Gezeitentümpeln zwischen den Lavabrocken sammelten, um ihrerseits nach Nahrung zu suchen. Besonders dekadent muteten ihre auffällig gemusterten Panzer und die blaugefärbten Scheren an. Und selbst diese waren, wie alle Galapagostiere, nicht so scheu, wie die Krabben die man von der deutschen Küste kennt.
5.TAG South Plaza Island
Wie auch schon bei einigen anderen Inseln, fiel auch beim Betreten von South Plaza der schwere, leicht stechende Geruch auf. Gepaart mit einer brennenden Äquatorsonne, die einen stickigen Dunst über alles legte, ergab sich ein Klima, welches das wandern etwas schwer fallen ließ. Der beißende Geruch klärte sich schnell auf: South Plaza ist Drachenland. Landschaftlich geprägt von großer, karger Weite nur durchzogen von quellerartigem, salzwasserresistenden niedrigem Gebüsch und übermannshohen Opuntia-Kakteen, musste man genauer hinschauen, um die eigentlichen Herren der Insel auszumachen. Gut getarnt mit ihrer fleckigen gelb-schwarzen Schuppenhaut sitzen die Männchen der Landleguane unbeweglich unter den Kakteen und fallen erst bei genauerem Betrachten auf. Angewiesen auf die Früchte und die herunterfallenden Pflanzenteile der Kakteen, bewacht jedes starke Männchen einen Kaktus. In diesem Territorium warten sie auf Weibchen, denn auch diese müssen ja früher oder später mal fressen. Und so bekommt auch hier das Männchen mit dem dicksten Auto, äh, Kaktus, die meisten Weiber. That´s life…
5. TAG, nachmittags: Isla Santa Fé
Isla Santa Fe besteht an dem Besucherstandort, den wir anliefen im wesentlichen aus feinem Sandstrand (was ja nicht zu verachten ist) mit Seelöwen drauf. So hatten wir ausreichend Gelegenheit, uns die ein oder andere Fäulnis-Variante abzuschauen: separates Herumlieging, Gruppenherumlieging, gemeinsames La-Ola-Wellenmäßiges-Herumwälzen, klatschnass aus dem Wasser kommen und sich zwischen schon schön warme Artgenossen quetschen (das müssen definitiv Weibchen gewesen sein)und dann mit befriedigtem Aufseufzen auch herumlieging usw. Besonders die Jungtiere waren super neugierig und kamen gerne mal auf Tuchfühlung heran, bis entweder das Alttier das Junge zurückbellte oder der Naturführer uns…